Oft gestellte Fragen

In diesem Beitrag beantworten wir einige Fragen, die uns an Informationsständen und durch Anfragen per Website immer wieder gestellt werden.

Was versprechen Sie sich eigentlich von einem Rückbau (Abriss) der Brücke?
Bautechnisch gesehen: Dass sie nicht von selbst und unkontrolliert zusammenfällt.
Für die Anwohner: Dass der Breitenbachplatz wieder ein Platz wird, auf dem man sich gerne und ohne ununterbrochenes Autobahnrauschen aufhält. Dass der Platz wieder eine Verbindung zwischen den Steglitzer und den Wilmersdorfer Quartieren wird, kein Trennstrich.
Generell finden wir: Das Wohl der Anwohner besteht nicht ausschließlich darin, einen Parkplatz vor der Tür zu haben und in 400 m Entfernung einen Autobahnanschluss vorzufinden. Seltsamerweise sind das aber die Aspekte, die von vielen zuerst als Probleme genannt werden. Aber wie steht es mit der ständigen, gesundheitsgefährdenden Lärm- und Schadstoffbelastung, der man sich selbst in den Wohnungen nicht entziehen kann? Wie mit der unterdurchschnittlichen Größe der Grünflächen in Steglitz? Wie mit der wirtschaftlichen Zerstörung der Schildhornstraße? Wie mit der Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern in der Schildhornstraße? Es gab eine Epoche, in der unsere Stadt überwiegend und recht rücksichtslos mit Blick auf den Autoverkehr geplant und gestaltet wurde; es muss möglich sein, die Folgen dieser Fehler zu überwinden. Bei jeder Änderung nur auf die Probleme hinzuweisen und die positiven Folgen nicht zu erwähnen, halten wir dabei nicht für hilfreich. Beides, die Verbesserungen und die möglichen Probleme, können und müssen zwischen Verwaltung und Bürgern diskutiert werden, um gemeinsam eine zukunftsfähige Stadt zu gestallten. Falls wir das nicht schaffen, haben wir gegenüber den kommenden Generationen versagt.
Kann man nicht die Brücke einfach stehen lassen? Wir haben uns doch inzwischen daran gewöhnt!
Nein, kann man nicht. Sowohl der Abriss der Brücke als auch die geplante mehrjährige Tunnelsanierung sind technisch bedingt und unumgänglich; schuld sind die Bauplanung und -ausführung in den 1960-er und 1970-er Jahren. Es geht also bei allen Planungen nur darum, die notwendigen Arbeiten unter geringstmöglicher Beeinträchtigung der Anwohner und des Durchgangsvekehrs auszuführen (also nicht „ob“, sondern „wie”). Für die Brücke plant niemand einen Wiederaufbau, also geht es da nur um die künftige Nutzung und Gestaltung der frei werdenden Flächen. Was den Tunnel angeht … siehe unten.
Und: Mediziner versichern uns, dass man sich weder an Lärm noch an Feinstaub gewöhnt. Die Luftgüte-Messstation in der Schildhornstraße ist nicht zufällig die erste ihrer Art in Berlin; unser Viertel hat keine gute Luft, seit die Schildhornstraße faktisch zum Autobahnzubringer wurde.
Ist es wirklich nötig, so eine schöne glatte Verkahrverbindung zu schwächen oder ganz zu schließen?
Ja, weil man heute das Wohl aller Menschen für wichtiger einschätzt als nur das Wohl der Menschen, die gerade mit dem Auto fahren.
Wir haben hier das Phänomen, dass man 1980 eine Verkehrsachse geschaffen hat, die es vorher noch nie gab. Zu Lasten der Anwohner hat man einen schmalen Straßenzug zur viel befahrenen Durchgangsstraße gemacht und einen Platz zerschnitten. Diese Verkehrsachse war zwar bereits in den 1930er Jahren einmal projektiert, ist aber damals eben nicht hergestellt worden. Zum Glück wurde die Planung der 1960-er Jahre nur inkonsequent umgesetzt, sonst wäre die Schildhornstraße heute nur noch eine düstere Ebene unterhalb einer Hochstraße.
Es gibt das außerdem Phänomen, dass zusätzliche Straßen zusätzlichen Verkehr erzeugen (Verkehrsexperten sprechen von “induziertem Verkehr”). Genau das ist hier passiert: Durch die neue Verkahrsachse ist zusätzlicher Verkehr entstanden, der die zusätzliche Kapazität sofort komplett ausgenutzt hat und insgesamt zu einer Zunahme des Verkehrs geführt hat. Dieser Effekt ist zum Glück umkehrbar, versichern uns die Experten.
Wird der Abriss der Brücke nicht zu einem Verkehrschaos führen?
Nein, wahrscheinlich nicht. Es gibt Erfahrungswerte: Auch Teilsperrungen für Sanierungen haben bisher nicht zu einem Verkehrschaos geführt, und Verkehrssimulationen im Zuge der Machbarkeitsstudie haben nicht ergeben, dass die Probleme aus dem Ruder laufen werden. Allerdings wird es einige Kreuzungen abseits des Breitenbachplatzes geben, die neue Ampelregelungen oder sogar Umbauten brauchen.
„Chaos“ in Form langer Staus ruft allerdings an jedem Werktag hervor, dass die Schildhornstraße durch den Autoverkehr überlastet ist. Jedes einparkende Auto, jeder Paketdienst, der in 2. Spur hält, jeder Linksabbieger führen in sofort zu Folgen, die bis zum Tunnel bzw. bis zur Tiburtiusbrücke hin spürbar sind. Die Folgen sieht man übrigens nicht nur in der Schildhornstraße, sondern wegen des Umgehungsverkehrs aus Richtung Dahlem auch in den Nebenstraßen.
Natürlich wird beim und nach dem Abriss einige Zeit vergehen, in der sich die Verkehrsströme neu sortieren; das passiert bei jedem Eingriff in das Verkehrssystem. Bei den bisherigen Sperrungen wegen Sanierungen und Bauarbeiten dauerte diese Phase jeweils nur wenige Tage.
Wird es nicht zu einem Parkplatzchaos kommen, wenn die Parkplätze unter der Brücke wegfallen?
Natürlich wird auch die Parkplatzsituation Teil der Planung sein. Da diese Planung noch nicht einmal begonnen hat, finden wir es verfrüht, ein Chaos vorherzusagen. Das größte Problem sehen wir ich für den Taxistand und die Jelbi-Station, weil diese auch zukünftig dicht am U-Bahnhof liegen sollten. Die übrigen Parkplätze haben diese Bedingung nicht im selben Maß.
Im übrigen erfolgten ja schon mehrfach teilweise Sperrungen der Parkplätze (z.B. für die Baumaßnahmen der GASAG, aber auch alljährlich aus rein wirtschaftlichen Interessen, nämlich zum Weihnachtsbaumverkauf); auch das hat bisher nicht zu einem Parkplatzchaos geführt.
Werden die Abrissarbeiten an der Brücke nicht Restaurants und Geschäfte schädigen?
Nein, das glauben wir nicht, weder baulich noch wirtschaftlich. Eine Ausnahme ist eventuell die Autowerkstatt Kunert; sie liegt direkt unter der Brücke und wird mindestens für die Dauer der Arbeiten einen anderen Standort erhalten müssen. Ansonsten versprechen wir uns langfristig eher eine Aufwertung des Platzes mit positiven Folgen für Restaurants und Gewerbe – die Gefährdung der Betriebe lag unseres Erachtens eher im Bau der Brücke, nicht in ihrem Abriss. Ein Supermarkt hat z.B. bereits früher im Zusammenhang mit einer anderen geplanten, dann aber nicht durchgeführten Baumaßnahme einen „Notbetrieb“ geplant und ist zu dem Schluss gekommen, dass das nicht existenzgefährdend sei.
Wir gehen selbstverständlich davon aus, dass diese Risiken im Rahmen der Planung betrachtet und verhandelt werden. Das ist so vorgeschrieben und von der Verwaltung natürlich auch so zugesagt worden. Ein schonender Rückbau ist schon deswegen geboten, weil einige Gebäude, die dicht an der Brücke stehen, denkmalgeschützt sind.
Befürwortet die Initiative Breitenbachplatz die Schließung des Tunnels unter der “Schlange”?
Für den Tunnel ist grundsätzlich zu entscheiden, ob die Sanierung verkehrstechnisch nötig und wirtschaftlich sinnvoll ist. Diese Entscheidung sollte zweckmäßigerweise getroffen werden, bevor das Umfeld der Brücke endgültig neu geplant wird, und das ist auch exakt das, was die Verwaltung uns als ihr Ziel genannt hat.
Die Initiative Breitenbachplatz würde eine Schließung des Tunnels begrüßen, weil sich dadurch sehr viel bessere Möglichkeiten zu einer ganzheitlichen Planung der Platzumgebung bieten würde als nur der Abriss der Brücke. Wir können aber nicht entscheiden oder ermitteln, ob das verkehrstechnisch möglich ist. Aus den Erfahrungen der bisherigen Teilschließungen, nach den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie und aufgrund der Einschätzung von Fachleuten (z.B. vom AIV, das ist der Architekten- und Ingenieurverein Berlin-Brandenburg) glauben wir, dass es gehen müsste, aber dieser Glaube kann natürlich keine fachliche Untersuchung und Einschätzung ersetzen.
Wir fordern auf jeden Fall, dass die Arbeiten zum Rückbau der Brücke nicht durch die Tunnelfrage verzögert werden dürfen – der Abriss der Brücke hat Vorrang!