Die Initiative Breitenbachplatz

 

Der “Tagesspiegel” hat im Frühjahr 2012 unter dem Motto „Platz da!“ eine Diskussion über die Gestaltung zentralerPlätze in Berlin gestartet. Anfangs stand für Steglitz der Breitenbachplatz auf der Liste, und die ersten Diskussionen waren eindeutig: Die Autobahnbrücke muss weg, wenn der Platz wieder zu einer guten Stube werden soll. Leider hatte sich der „Tagesspiegel“ dann entschieden, den Breitenbachplatz aus seiner Themenliste zu nehmen und durch den Hermann-Ehlers-Platz zu ersetzen. Doch am Ende ist er doch auf unsere Initiative zurück gekommen (Artikel vom 16. 6.2012).

In seiner Ausgabe vom 1. Juli 2012 hat der “Tagesspiegel” das Thema Breitenbachplatz erneut und dieses Mal sehr ausführlich aufgegriffen. Mehr als 30 Online Leser kommentierten außerdem den Beitrag.

Mehrere Bürger, die rund um den Platz wohnen, beschlossen, die Sache in die Hand nehmen. 2019 wurde die Initiative durch den Förderverein „Verein zur Unterstützung der Initiative Breitenbachplatz e.V.“ ergänzt, der aber Anfang 2023 wieder aufgelöst wurde; die Verwaltung erwies sich als zu aufwändig.

Die Initiative sieht ihre Aufgabe jetzt vor allem darin, die Planungen des Senats zu sachverständig begleiten und zu kritisch kommentieren, weiterhin auf aktuelle Missstände aufmerksam zu machen und deren Beseitigung anzumahnen, sowie gemeinsam mit Anwohnern, Gewerbetreibenden und unseren Nachbarinitiativen die Entstehung einer „Kiezkultur“ rund um den Breitenbachplatz zu fördern.

Die Autobahn-Überbauung konnte und sollte trotz aller Imponderabilien gewagt werden, aber natürlich niemals in einem Wohngebiet, das von Mehrfamilienhäusern und Laubenkolonien bestimmt war und zu den wenigen Bereichen der Stadt gehörte, die den Bombenkrieg unbeschädigt überstanden hatten. Ein solcher Bau gehörte an die innerstädtischen Autobahnstrecken, wo sanierungsbedürftige Hinterhauskomplexe genügend zur Verfügung stehen.

Schaut man näher zu, wird nur zu bald deutlich, daß hinter der krassen Fehlentscheidung auch kein Planungsfehler steht, sondern die Abwesenheit von Planung. Ein privater Bauunternehmer, inzwischen in eine Krise geraten, hatte das Gelände zusammengekauft und seine eigene Stadtplanung gemacht. Die Stadt kam erst zum Zuge, als die Rezession das Renditedenken des Unternehmers desavouierte und die öffentliche Hand das Unternehmen, für das schon als Zuführung des nicht vorhandenen Verkehrs die Breitenbachplatz-Überbauung errichtet worden war, rettend übernehmen mußte.

Wolf Jobst Siedler, Die gemordete Stadt