Die Initiative Breitenbachplatz beendet ihre Arbeit

Die Initiative Breitenbachplatz beendet ihre Arbeit.

Wir danken allen, die bei uns mitgearbeitet haben. Wir danken Ulrich Rosenbaum, der die Initiative 2012 ins Leben gerufen und bis zu seinem Tod mit großer Energie gelenkt hat. Wir danken auch denen, die sich in Bezirks- und Landesparlamenten und in der Presse für die Sache eingesetzt haben. Wir haben auch in den letzten Wochen und Monaten immer wieder Anfragen bekommen, was man zu unserer Arbeit beitragen könne, aber um ehrlich zu sein: Wir sind erschöpft. Fast alle verbliebenen Teammitglieder sind im Rentenalter und haben andere Aufgaben und Herausforderungen, und es war kein Nachwuchs in Sicht, der die Arbeit in unserem Sinne fortführen wollte oder konnte.

Sich für den Platz einzusetzen, mit dem Abriss der Brücke als Voraussetzung für seine „Genesung“, hat Spaß gemacht, nicht zuletzt wegen der vielen Menschen, die wir dabei kennengelernt haben – Anwohner, Gewerbetreibende, Politiker, Presse. Besonders beeindruckend waren für mich die Kontakte zu Student:innen aus dem In- und Ausland, die sich als angehende Stadt- und Landschaftsplaner und Architekten mit dem Breitenbachplatz und seiner Umgebung beschäftigt haben.

Eine entsprechende Begeisterung und Ideenreichtum hätten wir uns von der Politik gewünscht. Unsere Hoffnungen waren groß, als sich 2018 SPD, CDU, Grüne und Linke in beiden angrenzenden Bezirken und im Abgeordnetenhaus einig waren, dass die Brücke weg soll. Man sprach von einer Chance, an diesem Quartier exemplarisch die Neugestaltung einer menschengerechten Stadt zu demonstrieren. All diese Parteien hatten seitdem zeitweise die relevanten Senatsposten für Verkehr und für Stadtplanung inne, aber das heutige Ergebnis ist ernüchternd: Der Abriss der Brücke wird fast nur noch als technische Notwendigkeit begründet, noch nicht mal ein neuer Flächennutzungsplan ist bisher auf den Weg gebracht worden!
Von dieser Kritik nehme ich ausdrücklich die Abgeordneten und Bezirkspolitiker aus, die mit Anfragen und Vorschlägen immer wieder versucht haben, die Umgestaltung einzufordern. Leider mussten selbst sie, als gewählte Vertreter der Berliner Bevölkerung, sich in den letzten Monaten immer wieder mit Auskünften abspeisen lassen, die ich selbst als „Informationsverweigerung“ bezeichnen würde.

Bemerkenswert ist für mich der Gegensatz zwischen den Wünschen und Vorstellungen der jungen Stadtplaner und der aktuellen Politik, die offenbar ein Zurück zur autogerechten Stadt der 1970er Jahre für richtig hält. Da kann man im internationalen Vergleich wirklich von einem „Berliner Sonderweg“ sprechen, denn viele Metropolen auf allen Kontinenten zeigen uns inzwischen, wie auch sehr große Städte die Abkehr von den Vorstellungen der 1970er Jahre mit großem Erfolg verwirklichen können. Berlin, wo bleibt dein Unternehmungsgeist?

Ich wünsche mir, dass sich die junge Generation den Schwung bewahrt, der in den Hochschulprojekten und in ebenso den Gestaltungsvorschlägen von Anwohnern deutlich wurde. Unsere Initiative hat ihren Teil getan, das Thema in die Politik zu tragen – wie es aussieht, müsst ihr jetzt dafür sorgen, dass der Platz euren Bedürfnissen gerecht wird. Was jetzt gebaut wird, wird einige Jahrzehnte lang das Aussehen unseres Viertels bestimmen – also engagiert euch und überlasst die Planung nicht alleine denjenigen, die bisher so wenig konkretes Interesse daran gezeigt haben!

Was ist der derzeitige Stand der Dinge? Im April 2025 wurde ein wenig Asphalt entfernt und viele Bauzäume aufgestellt, seitdem ruht die Baustelle. Die Sanierung des Tunnels Schlangenbader Straße ist vorerst gestoppt – aber nur, weil jemand gegen das Vergabeverfahren geklagt hat. Weil beide Baustellen zusammenhängen (der Schutt der Brücke sollte wohl durch den Tunnel abtransportiert werden), kann es sein, dass sich auch der Brückenabriss noch einmal verzögert. Wir gehen aber weiterhin davon aus, dass die Brücke innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre verschwindet – hoffentlich einschließlich der Pfeiler.

Wir danken Ihnen für Ihr Interesse und hoffen, dass Ihnen der Breitenbachplatz weiterhin ein Anliegen bleibt. Versuchen Sie, Einfluss zu nehmen, denn sonst tun es andere, die vielleicht nicht Ihre Interessen vertreten!

Lutz Pietschker
Sprecher der Initiative Breitenbachplatz

PS: Unsere Website wird noch einige Wochen sichtbar sein, aber sehr wahrscheinlich ohne neuen Inhalt.